Für pflegende Angehörige, Nachbarschaftshilfe
Nachbarschaftshilfe – Was ist das und welche Kosten gibt es?
Was ist Nachbarschaftshilfe: Erklärung ✓ Leistungen ✓ Kosten ✓ Grenzen ✓ Ausbildung ✓ Alternativen ✓ FAQ ✓
Stand 27. August 2025
Gerade im Alter können alltägliche Aufgaben zu einer Herausforderung werden, sei es der Gang zum Arzt, das Einkaufen oder die Pflege sozialer Kontakte. Nachbarschaftshilfe spielt hierbei eine zentrale Rolle, um älteren Menschen Unterstützung und ein Stück Selbstständigkeit im Alltag zu ermöglichen.
Was bedeutet Nachbarschaftshilfe?
Der Begriff der Nachbarschaftshilfe findet sich 1986 das erste Mal im Rechtschreibduden. Es handelt sich dabei um einen sehr dehnbaren Begriff, wobei es sich im Kern um eine unentgeltliche Hilfeleistung in der unmittelbaren Wohnumgebung handelt. Die Motivation, die dahinter steckt, kann entweder ein bestimmtes Solidaritätsgefühl oder aber auch die Erwartung einer Gegenhilfe sein.
Die Nachbarschaftshilfe an sich ist ein sehr wertvolles Bindeglied zwischen der Fürsorge von Angehörigen, Freunden in der Umgebung sowie professionellen Dienstleistern. Gerade in der Sicherstellung von zuverlässiger Unterstützung älterer oder pflegebedürftiger Menschen ist sie enorm wichtig. Unterschieden wird hierbei zwischen Nachbarschaftshilfe und professioneller Nachbarschaftshilfe. In diesem Beitrag finden Sie alle Details im Überblick.
Welche Leistungen als Nachbarschaftshilfe gelten
Der Begriff grundsätzlich ist festzuhalten, dass Nachbarschaftshilfe sehr individuell ausfallen kann. Mitunter ist sie abhängig von den persönlichen zeitlichen Ressourcen, aber auch Fähigkeiten der Betroffenen. Hier ein kleiner Überblick, was generell untypisch als mögliche Form der Nachbarschaftshilfe gelten kann:
- Hilfe bei der Gartenarbeit
- Einfache Unterstützung im Haushalt
- Hilfe beim Einkaufen
- Hilfe bei handwerklichen Tätigkeiten
- Gemeinsame Pflege von Hobbys oder Begleitung bei Ausflügen
- Pflegen von sozialen Gedanken, Gesprächsrunden
- Begleitung bei Spaziergängen, eventuell Ausführen von Hunden
- Unterstützung in der Mobilität, etwa mit dem Betreffenden zum Arzt fahren
- Blumen gießen und Pakete entgegennehmen
Mit verschiedenen Hilfen kann der Alltag anderer entsprechend erleichtert werden. Nicht zu vergessen ist auch die soziale Komponente. Gerade ältere Menschen sind oft viel alleine und empfinden ein bloßes Gespräch im Treppenhaus als Aufmunterung und Lichtblick. Hier finden Sie Tipps, wie Sie mit Nachbarschaftshilfe eine Freude bereiten können: Gute Nachbarschaft – 10 Wege, wie Sie älteren Menschen in Ihrer Nachbarschaft helfen können
Nachbarschaftshilfe und Pflege
Im Rahmen der Nachbarschaftshilfe können auch pflegerische Aufgaben erbracht werden. Meist geht es dabei um Tätigkeiten, die in den Bereich der sogenannten Grundpflege fallen. Dazu gehören
- Die Unterstützung bei der Körperpflege
- Hilfe beim Ankleiden
- Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme
- Beim Aufstehen oder Zubettgehen
Wichtig bei dieser Form der Nachbarschaftshilfe ist in erster Linie, dass sich die beiden Parteien mit beziehungsweise in der Situation wohlfühlen. Immerhin geht es bei den sogenannten Unterstützungsleistungen um sehr intime Themen.
Bei freiwilliger Nachbarschaftshilfe stößt man schnell an seine Grenzen, wenn Themen wie häusliche Pflege, Demenz oder auch Inkontinenz ins Spiel kommen. Genau hier können die kostenlosen Pflegekurse für gesetzlich Versicherte von Pflege-hilft eine wertvolle Unterstützung sein, um Sicherheit im Umgang mit solchen Situationen zu gewinnen. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet auf unserer Seite hilfreiche Informationen und passende Angebote.
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Professionelle Nachbarschaftshilfe
Nachbarschaftshilfe wird von der Pflegeversicherung finanziert, wenn sie nach Paragraf 45a SGB XI als Alltagsunterstützung anerkannt ist. Die Voraussetzungen und Leistungen variieren jedoch je nach Bundesland: Nachbarschaftshilfe – Notwendige Voraussetzungen
Die Nachbarschaftshilfe in der Pflege gehört zur sogenannten Unterstützung im Alltag. Diese Angebote umfassen drei Aufgabenbereiche:
- Betreuung
- Entlastung von Pflegenden
- Entlastung von Pflegebedürftigen im Alltag
Auch der Stundenlohn und die Ausbildungsmöglichkeiten zur Nachbarschaftshilfe sind nicht in allen Bundesländern gleich geregelt: Nachbarschaftshilfe Stundenlohn & Ausbildungsmöglichkeiten
Rechtliche Grundlagen der Nachbarschaftshilfe
Nachbarschaftshilfe bedeutet freiwillige und unentgeltliche Unterstützung im Alltag – sie ist rechtlich erlaubt und grundsätzlich unkompliziert. Dennoch gibt es einige Punkte, die man beachten sollte: Etwa den Unterschied zur gewerblichen Tätigkeit, den rechtlichen Charakter als Gefälligkeitshandeln oder Fragen der Haftung im Schadensfall. Wer sich also engagieren oder Hilfe annehmen möchte, sollte die wichtigsten Grundlagen kennen. Gerade wenn es um wiederkehrende Hilfen oder kleine Aufwandsentschädigungen geht, lohnt sich ein genauer Blick auf die Regelungen. So lassen sich Missverständnisse vermeiden und beide Seiten sind auf der sicheren Seite. Mehr Infos finden Sie hier: Rechtliche Grundlage Nachbarschaftshilfe – Alles was Sie wissen müssen
Was kostet Nachbarschaftshilfe
Wie bereits geschrieben, basiert Nachbarschaftshilfe auf Freiwilligkeit und versteht sich als unentgeltliche Hilfeleistung im Alltag. Wer auf einen professionellen Anbieter setzt, der muss natürlich schon mit Kosten rechnen. Diese sind je nach Anbieter unterschiedlich hoch, eine entsprechende Information findet sich auf den jeweiligen Webseiten.
Ein interessanter Aspekt für alle, die einen Pflegegrad aufweisen und auf professionelle Nachbarschaftshilfe setzen möchten, ist, dass sie den sogenannten Entlastungsbetrag von 131 Euro pro Monat auch für dafür verwenden können: Entlastungsbetrag Nachbarschaftshilfe – so hoch ist der Betrag
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Nachbarschaftshilfe in der Nähe finden
Wenn man Nachbarschaftshilfe braucht, gibt es viele Möglichkeiten, jemanden zu finden. Oft helfen Gemeinden, Wohlfahrtsverbände oder Seniorenbüros, manchmal auch Nachbarschaftstreffs oder Kulturhäuser. Online-Plattformen und lokale Netzwerke sind eine weitere Option, um Helferinnen in der Nähe zu entdecken. Am besten trifft man sich vorher persönlich, so lässt sich schnell einschätzen, wie man zusammenarbeitet und was wirklich gebraucht wird. Es kann sich auch lohnen, Nachbarn, mit denen man ein gutes Verhältnis hat, einfach zu fragen, ob sie Zeit und Kapazitäten für kleine Hilfen hätten.
Nachbarschaftshelfer werden
Wer sich als Nachbarschaftshelfer engagieren möchte, sollte vorher einen Blick auf die Regeln im eigenen Bundesland werfen. Denn wenn die Hilfe offiziell anerkannt werden soll, zum Beispiel, damit sie über den Entlastungsbetrag abgerechnet werden kann, gibt es meist bestimmte Vorgaben. Geht es um pflegerische Aufgaben wie Unterstützung bei der Körperpflege oder beim Umgang mit Demenz, ist es sinnvoll, sich zusätzliches Wissen anzueignen.
In vielen Bundesländern ist hierfür ein absolvierter Pflegekurs erforderlich. Hierfür bieten sich kostenlose Pflegekurse für gesetzlich Versicherte an, in denen man praktische Tipps bekommt und mehr Sicherheit gewinnt. So fühlt man sich gut vorbereitet, um im Alltag verlässlich und einfühlsam helfen zu können.
Genaue Informationen zu Anforderungen in den einzelnen Bundesländern finden Sie in unserem Beitrag: Nachbarschaftshilfe – Notwendige Voraussetzungen.
Wann sind die Grenzen der Nachbarschaftshilfe erreicht?
Es gibt einige Punkte, die der Betreffende beachten sollte, um festzustellen, ob ein Wechsel auf eine professionelle Betreuung vielleicht angesagt ist.
- Von der Nachbarschaftshilfe auf eine professionelle Unterstützung im Alltag sollte dann gewechselt werden, wenn die vereinzelten Unterstützungsleistungen nicht mehr ausreichen, um eine angemessene Betreuung zu gewährleisten.
- Gibt es bereits eine Haushaltshilfe im Haushalt des Pflegebedürftigen, und ist diese überfordert, muss ein anderes bzw. vielleicht einfach ein ergänzendes Service ins Auge gefasst werden. Beispielsweise gehören Körperpflege und Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme nicht in den Aufgabenbereich einer Haushaltshilfe. Hier ist ein anderer Dienstleister gefragt.
- Zu empfehlen ist auch eine Selbstreflexion mit der Frage, wie viel Pflegebedarf konkret besteht. Ist es zu verantworten, den Nachbarn mit dem zeitlichen Aufwand der Betreuung zu betrauen oder sollte nicht doch vielleicht auf eine professionelle Unterstützung gesetzt werden.
- Vielleicht gibt es jemanden in der Nachbarschaft, der sowohl die Zeit als auch die Qualifikation hat, die Betreuung oder sonstige anstehende Aufgaben beim Pflegebedürftigen zu übernehmen. Ist dies nicht der Fall, kann ein professionelles Betreuungs- oder Pflegeteam organisiert werden.
- Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist natürlich der finanzielle. Der Umstieg von nachbarschaftlicher auf professionelle Unterstützung verursacht natürlich Kosten. Wer einen Pflegegrad hat, wird bei dem Großteil der Leistungen einer professionellen Pflege finanziell unterstützt.
In diesem Zusammenhang sollten Betroffene wissen, dass bei einem Pflegegeldbezug einmal jährlich ein verpflichtender Qualitätsbesuch erfolgt. Dieser stellt dann fest, ob die Nachbarschaftshilfe auch die nötige Qualität für die Betreuung aufweist. Ist dies nicht der Fall, muss auf eine professionelle Versorgung umgestellt werden.
Wird die Pflege für die Helfer physisch oder psychisch zu belastend, muss ebenfalls ein Wechsel ins Auge gefasst werden. Gegebenenfalls kann es hier noch helfen, wenn bei der Krankenkasse nach einer entsprechenden Schulungsmöglichkeit nachgefragt wird. Gibt es diese, kann möglicherweise auf einen Umstieg zur professionellen Betreuung verzichtet werden. Hier können die Pflegekurse eine optimale Lösung sein.
Professionelle Pflege als Alternative
Sobald die Grenzen der Nachbarschaftshilfe erreicht worden sind und eine professionelle, umfangreichere Pflege unerlässlich ist, gibt es die Option auf eine 24-Stunden-Pflege umzusteigen. Die inkludierten Leistungen sind häufig individuell anpassbar – je nach Bedürfnisse des Patienten beziehungsweise der Angehörigen. Sie bekommen einen direkten Ansprechpartner vor Ort, so werden Angehörige entlastet und Patienten professionell, im vertrauten Umfeld versorgt.
Fazit
Nachbarschaftshilfe ist eine fantastische Lösung, wenn alle Bedingungen im Umfeld des Betroffenen dazu passen. Da es keine einfache Sache ist, Pflegearbeit zu leisten, ist es wichtig, dass ein gesundes und gutes Vertrauen herrscht. Teilweise können die Kosten übernommen werden, und dadurch die Hürden etwas verringern. Wenn es aber nicht die richtige Lösung ist oder nicht zuversichtlich erfolgen kann, dann ist eine professionelle Pflege eventuell besser geeignet. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihren Angehörigen, um die richtige Lösung zu finden.
Häufig gestellte Frage
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Dazu gehören unentgeltliche Unterstützungsleistungen wie Hilfe im Haushalt oder Garten, Einkäufe, Begleitungen zu Terminen, soziale Gespräche sowie einfache pflegerische Tätigkeiten wie Unterstützung bei Körperpflege oder Ankleiden.
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Nachbarschaftshilfe ist im Kern unentgeltlich. Kosten entstehen nur, wenn professionelle Anbieter hinzugezogen werden.
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Man kann Nachbarn am besten Hilfe anbieten, indem man freundlich auf sie zugeht, etwa ein Gespräch sucht oder einen Zettel hinterlässt - je nach eigenen Möglichkeiten etwa durch Einkaufen, Unterstützung im Haushalt, Begleitung bei Arztbesuchen oder einfach durch gemeinsame Gespräche.
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Nein, klassische Nachbarschaftshilfe muss nicht gemeldet werden, da es sich um eine freiwillige, unentgeltliche Gefälligkeit und nicht um eine gewerbsmäßige Tätigkeit handelt. Erst wenn regelmäßig ein Entgelt gezahlt wird oder die Unterstützung über Leistungen der Pflegeversicherung (wie zum Beispiel den Entlastungsbetrag) abgerechnet werden soll, ist eine Anerkennung bzw. Meldung bei der Pflegekasse erforderlich.
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Solange es sich um eine freiwillige, unentgeltliche Tätigkeit handelt, ist Nachbarschaftshilfe nicht strafbar. Wenn es aber zu Geld- oder Gegenleistungen kommt, handelt es sich nicht mehr um Nachbarschaftshilfe und kann rechtliche Folgen haben.
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Ja, der Entlastungsbetrag kann rückwirkend genutzt werden. Pflegebedürftige mit anerkanntem Pflegegrad können den monatlichen Betrag von 131 Euro für unterstützende Leistungen wie Nachbarschaftshilfe nutzen und nicht genutzte Beträge ansparen, um sie später in größerer Summe abzurechnen. Dabei ist es wichtig, die Leistungen und Aufwandsentschädigungen sorgfältig zu dokumentieren und die Pflegekasse über die geplante Nutzung zu informieren.
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