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Urostoma – Was ist das? Erklärung, Gründe und Anwendung

Als Urostoma bezeichnet man einen künstlichen Harnausgang, der aufgrund unterschiedlicher Erkrankungen oder nach Operationen notwendig werden kann. Abhängig vom individuellen Einsatzzweck können verschiedene Arten bzw. Methoden Verwendung finden. 

Wann muss ein Urostoma eingesetzt werden?

Ist die natürliche Ausscheidung des Urins aus unterschiedlichen Gründen gestört oder sogar überhaupt nicht mehr möglich, wird ein Urostoma angelegt. Dazu gehören.

  • Blasentumor, unabhängig ob gut- oder bösartig
  • Verengte, ableitende Harnwege, medizinisch als Stenose bezeichnet
  • Geschädigte Harnwege nach einer Strahlentherapie
  • Nervenschädigungen, die entweder angeboren oder infolge einer entsprechenden Erkrankung entstanden sind
  • Verletzungen der Harnwege nach einem Unfall oder infolge einer Operation
  • Angeborene Fehlbildungen

Unterschiedliche Arten des Urostoma

Grundsätzlich wird bei einem Urostoma zwischen den kontinenten und nicht-kontinenten Formen unterschieden. Während bei der erstgenannten sich der Harn in der Blase bzw. einem Blasenersatz sammelt und anschließend über einen Katheter ausgeleitet werden muss, fließt der Urin bei der nicht-kontinenten Variante in einen Stomabeutel, der meist an einer Öffnung am Bauch angebracht ist.

Zu den kontinenten Formen gehört das Mirofanoff-Stoma und das Mainz-Pouch-Stoma, während bei den nicht-kontinenten Formen in Deutschland vor allem das Ileum-Conduit und die Harnleiter-Hautfistel, kurz TUUC genannt, eingesetzt wird.

Bevorzugte Urostoma-Arten, die in Deutschland vorwiegend eingesetzt werden, sind:

Conduit

Das Conduit, dessen Bezeichnung sich aus dem Lateinischen conducere ableitet. Übersetzt bedeutet das so viel wie Zusammenführen, denn bei dieser Form des Stoma wird ein stillgelegtes Darmstück mit den Harnleitern verbunden. Abhängig von der Art des verwendeten Darmabschnittes wird hier zwischen dem Ileum-Conduit, bei dem ein zwölf bis fünfzehn Zentimeter langes Stück des Dünndarms verwendet wird, und dem Kolon-Conduit, bei dem ein Dickdarmabschnitt vom restlichen Darm abgetrennt wird, unterschieden. Während ein Ende anschließend verschlossen wird, wird das andere Ende mit einer künstlich erzeugten Öffnung in der Bauchdecke verbunden. Der Urin wird in der Folge nach außen in einen Stomabeutel abgeleitet. Äußerlich zeigt das Conduit Ähnlichkeit mit einem künstlichen Darmausgang.

Harnleiter-Hautfistel

Die Harnleiter-Hautfistel, die medizinisch auch als TUUC bezeichnet wird, was vom Fachbegriff Trans-uretero-uretero-cuntaneostomie stammt, funktioniert so, dass der Harnleiter bei dieser Methode direkt mit der Haut verbunden wird. So kann der Urin nach außen abfließen. Je nach anatomischen Gegebenheiten beim Betroffenen werden entweder beide Harnleiter einzeln über die Bauchdecke nach außen geleitet oder aber der kürzere wird in der Bauchhöhle mit dem längeren Harnleiter durch eine Operation verbunden, der dann in der Bauchdecke endet.
Die Harnleiter-Hautfistel befindet sich flach auf der Bauchdecke und kann schnell vernarben bzw. sich verengen. Aus diesem Grund wird häufig ein dünner Katheter angebracht, über den der Urin in einen Stomabeutel abfließen kann.

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Mitrofanoff-Stoma

Das Mitrofanoff-Stoma bezeichnet eine Operationstechnik, die vor allem bei Patienten mit unterschiedlichen Störungen der Harnblasenentleerung oder einer Harninkontinenz durchgeführt wird. Damit diese Methode eingesetzt werden kann, muss die Harnblase erhalten bleiben. Zwischen dieser und der Bauchwand wird entweder der Blinddarm oder ein Stück Dünndarm als Verbindung eingesetzt, dazu wird ein Klappenmechanismus eingesetzt, der die Kontinenz regelt. Der Urin fließt in der Folge kontinuierlich nach außen ab.

Mainz-Pouch-Stoma

Das Mainz-Pouch-Stoma ist eine bewährte Methode, bei dem aus Darmanteilen in der Bauchhöhle ein Blasenersatz geschaffen wird, der mit einem Katheter zur Entleerung versehen werden kann. Damit erklärt sich auch die Bezeichnung, denn Pouch bedeutet so viel wie ein künstlich geschaffenes Reservoir bzw. eine Gewebetasche.

Abhängig vom verwendeten Darmabschnitt werden unterschiedliche Pouch-Operationstechniken unterschieden. Eine der bewährtesten ist die Mainz-Pouch I, bei dem aus Teilen des Dick- bzw. Dünndarms ein neues Reservoir für den Urin geschaffen wird. Häufig besteht dieses zu einem Drittel aus Dick- und zu zwei Dritteln aus Dünndarm, wobei das Urinvolumen dann zwischen 300 und 600 Millilitern liegen kann. Diese künstlich geschaffene Ersatzblase wird über den Blinddarm bzw. ein weiteres Dünndarmstück mit dem Bauchnabel verbunden. Daher kommt auch die Bezeichnung Nabel-Pouch. Dank einer speziellen Technik bei der OP ist gewährleistet, dass dieses Stoma dicht ist und die Betroffenen damit ein völlig normales Leben ohne schwerwiegende Einschränkungen haben.

Mögliche Probleme bei einem Urostoma

Probleme, die bei Betroffenen mit einem Urostoma auftreten können, sind vielfältig. Unter anderem kommt es häufig zu

  • Bildung von Harnsteinen
  • Infektionen der Harnwege
  • Harnstau, der schlimmstenfalls eine Nierenschädigung nach sich ziehen kann.

Auch das Anlegen eines Urostomas ist mit einigen Risiken behaftet, vor allem mit der möglichen Verletzung von Nachbarorganen, aber auch Blutgefäßen oder Nerven. Nicht zuletzt kann es zu einer Wundheilungsstörung und zu Narbenbildungen kommen. Schlimmstenfalls kann es zu einem Bruch der Bauchdecke, zu einer sogenannten Hernie, kommen.

Urostoma Versorgung

Wie ein Urostoma richtig versorgt wird, hängt in erster Linie damit zusammen, ob es sich um ein kontinentes oder inkontinentes handelt. Handelt es sich um ersteres, ist eines der Probleme, dass der Urin nicht kontinuierlich abfließt, sondern sich in der Ersatzblase sammelt. Der Betroffene verspürt keinen Harndrang, deshalb muss mit einem Einmalkatheter der Urin abgeleitet werden. Während der ersten drei Monate nach der Operation ist dies alle drei bis vier Stunden, auch während der Nacht, durchzuführen.

Sobald sich die Blase im Laufe der Monate ausgedehnt hat, kann die Zeitspanne für die Entleerung auf vier bis sechs Stunden erhöht werden. Wichtig ist es, dass die Ersatzblase immer komplett entleert wird, da sich sonst Entzündungen bilden können.

Handelt es sich um ein inkontinentes Urostoma, fließt der Urin auch ständig nach außen ab und wird in einem sogenannten Urostomiebeutel aufgefangen. Diese wiederum verfügen über ein entsprechendes Abflussventil, sodass der Urin in der Folge so einfach in die Toilette entleert wird. Außerdem gibt es bei vielen Modellen eine sogenannte Rücklaufsperre, die verhindert, dass der Urin zurück in das Stoma fließen kann. Das ist deshalb wichtig, da sonst dort schnell Entzündungen entstehen können.

Urostoma Wechsel

Für die Versorgung eines Urostomas gibt es ein- und zweiteilige Systeme, wobei beim einteiligen System Urostomiebeutel und Hautschutzplatte fest miteinander verbunden sind und so eine Einheit ergeben. Kommt es zu einem Wechsel, werden beide Teile auch gleichzeitig erneuert. Beim zweiteiligen System sind Beutel und Hautschutzplatte getrennt voneinander, wobei der Beutel mit einer Art Kopplungsmechanismus an der Hautschutzplatte fixiert ist. Damit kann er gewechselt werden, ohne dass auch der Hautschutz getauscht werden muss.

Egal, welches System beim Betroffenen angewandt wird, muss der Urostomiebeutel jeden Tag getauscht werden, wobei dafür morgens der beste Zeitpunkt ist. Der Hautschutz sollte beim zweiteiligen System nach ca. zwei bis drei Tagen gewechselt werden.

Wichtige Infos zu Hautschutzplatte und Urostomiebeutel

Bei der Versorgung eines Betroffenen mit einem Urostoma, gibt es bei der Ausstattung einiges zu beachten. Die Hautschutzplatten sind entweder eher flach oder leicht konvex geformt. Letzteres ist dann zu empfehlen, wenn sich das Urostoma auf der gleichen Höhe wie die Haut oder aber leicht zurückgezogen befindet. Betroffene, die ein Stoma klar unter dem Niveau der körpereigenen Haut haben, sollten auf eine konvex gewölbte Form achten. Zudem gibt es die Hautschutzplatten mit vorgestanzten oder aber mit individuell ausschneidbaren Lochgrößen im Handel erhältlich. Damit kann das Urostoma perfekt und sehr individuell angepasst werden.

Zu empfehlen sind die häufig am Markt erhältlichen Mehrkammersysteme, denn so erfolgt eine gleichmäßige Verteilung des Urins im Beutel und dieser kann angenehm und vor allem sehr diskret getragen werden.

Grundsätzlich gibt es die Urostomiebeutel in unterschiedlichen Formen und Größen, wobei alle vliesbeschichtet sind. So wird ein direkter Kontakt des Beutels mit der Haut vermieden und das Tragen ist wesentlich komfortabler.

Urostoma Komplikationen vermeiden – Tipps zum richtigen Umgang

Es spricht nichts dagegen, dass Betroffene, die ein Urostoma tragen (müssen), ein ganz normales Leben führen. Wichtig ist nur, dass die Pflege des Stomas regelmäßig und sorgfältig erfolgt, da sonst Infektionen und Entzündungen entstehen können. Dazu gehört, den Urostomiebeutel bereits dann zu entleeren, wenn er zu einem Drittel gefüllt ist. Etwaige Haare, die sich im Bereich der Klebestellen für den Beutel befinden, sollten regelmäßig entfernt werden. Um noch mehr Komfort beim Tragen zu gewährleisten, finden sich im Fachhandel spezielle Utensilien wie Bauchbinden, aber auch Schutzkappen oder Schwimmgürtel. Diese decken nicht nur das Stoma gut ab, sondern haben auch eine Schutzfunktion.

Mit einem Urostoma werden Personen versorgt, bei denen aus den unterschiedlichsten Gründen der Harn nicht mehr normal abfließen kann. Wer das für sich passende System findet und dieses gut pflegt, kann damit weitgehend den Alltag gut bestreiten, wobei einige der Urostoma-Systeme auch optisch wenig ins Gewicht fallen.

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