

Herzinfarkt bei Frauen: Symptome, Früherkennung, Vorbeugung
Welche Symptome auf einen Herzinfarkt bei Frauen hindeuten, welche Sofortmaßnahmen es gibt und wie Sie einen Herzinfarkt vorbeugen können.
- Inhaltsverzeichnis
- 1 Herzinfarkt bei Frauen: Symptome, Früherkennung, Vorbeugung
- 1.1 Was ist ein Herzinfarkt?
- 1.2 Der richtige Herzschlag
- 1.3 Herzinfarkt bei Frauen erklärt
- 1.4 Herzinfarkt bei Frauen: Zahlen & Daten
- 1.5 Herzinfarkt bei Frauen – Symptome
- 1.6 Genderbias in der Medizin: Herzinfarkte bei Frauen
- 1.7 Herzinfarkt bei Frauen – Risikofaktoren
- 1.9 Herzinfarkt-Behandlung
- 1.10 Herzinfarkt vorbeugen
In den meisten Filmen läuft ein Herzinfarkt sehr dramatisch ab: die betroffene Person greift sich an die Brust und wird häufig sogar bewusstlos. In der Realität hingegen sind die Symptome eines Herzinfarktes sehr unterschiedlich und werden vor allem bei Frauen noch immer gefährlich oft unterschätzt und missachtet.
Dabei ist der Faktor Zeit bei einem Herzinfarkt entscheidend und kann im schlimmsten Fall den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Daher sollten Sie spätestens ab der Menopause Ihren Körper möglichst gut kennen und in der Lage sein, die Anzeichen eines Herzinfarktes einschätzen zu können.
Was ist ein Herzinfarkt?
Ein Herzinfarkt ist ein Verschluss der Herzkranzgefäße, der die Herzfunktion beeinträchtigt und zum Herzstillstand führen kann. Der Fachbegriff lautet Myokardinfarkt, da er im Herzmuskelgewebe, dem Myokard, stattfindet.
Er ist Teil des Krankheitsbildes „Akutes Koronarsyndrom“ (AKS), das neben dem Myokardinfarkt auch die instabile Angina Pectoris umfasst.
Ein Myokardinfarkt kann als sogenannter STEMI oder NSTEMI auftreten, auf deutsch „ST-Hebungsinfarkt“ und „Nicht-ST-Hebungsinfarkt“. Die Akronyme beziehen sich auf die grafische Darstellung im Echokardiogramm (EKG): In der bekannten Herzzacke werden die jeweiligen Spitzen nach oben oder unten mit P, Q, R, S und T bezeichnet.
Ein STEMI zeigt zwischen S und T eine Wölbung nach oben, eine sogenannte Hebung. Ein NSTEMI ist an dieser Stelle nicht auffällig.
Der richtige Herzschlag
Das Herz ist für die Aufrechterhaltung des Blutkreislaufes zuständig. Blut fließt durch die rechte Seite des Herzens in die Lungengefäße, nimmt dort Sauerstoff auf und gibt Kohlenstoffdioxid ab und fließt weiter in die linke Herzseite und von dort aus durch den ganzen Körper, bis es wieder an der rechten Herzseite ankommt.
Ein Herzschlag entsteht durch eine elektrische Erregung der Zellen, die vom Sinusknoten, der als Taktgeber im rechten Vorhof des Herzens liegt, ausgeht und von Zelle zu Zelle weitergegeben wird. Diese Erregung sorgt dafür, dass der Herzmuskel sich zusammenzieht und wie eine Pumpe mit jedem Schlag durchschnittlich 70 ml Blut weitertransportiert. Das regelmäßige Schlagen erzeugt dann einen kontinuierlichen Blutfluss.
Diese Erregungsweiterleitung stellt das EKG als das charakteristische Bild der Herzzacke dar. Deswegen ist anhand eines EKG auch nur die elektrische Funktionsstörung des Herzens erkenn- und diagnostizierbar. Bei einem Herzinfarkt liest man dort die Auswirkungen der Störung auf die Erregungsweiterleitung ab.
Herzinfarkt bei Frauen erklärt
Durch verschiedene Ursachen kann sich in Blutgefäßen Plaque bilden. Das sind Veränderungen der Gefäßwand, an denen sich Thrombozyten anlagern, also diejenigen Blutplättchen, die für die Blutgerinnung zuständig sind.
Je größer diese Ablagerungen sind, desto stärker behindern sie den Blutfluss und verengen die Gefäße. Das größte Problem entsteht aber, wenn sie sich von der Gefäßwand lösen und ein festes, klumpiges Blutgerinnsel bilden, das in der Medizin Thrombus heißt.
Dieser Thrombus wird durch den Blutstrom weitertransportiert, bis er Gefäße erreicht, die zu klein für ihn sind. Er blockiert diese nun teilweise oder vollständig und schnürt sie so von der weiteren Blutversorgung ab. Diese Verstopfung nennt sich dann Embolie, ein Herzinfarkt ist also eine arterielle Embolie der Koronararterien. Auch Lungenembolien, Hirninfarkte und Beinthrombosen entstehen so.
Beim STEMI blockiert der Thrombus größere Gefäße, sodass ein bedeutender Teil des Herzens unterversorgt bleibt. Durch den Sauerstoffmangel beginnen dann innerhalb kurzer Zeit die Zellen abzusterben, sodass die Erregung für den Herzschlag nur noch unvollständig oder nicht mehr weitergegeben wird. Dadurch zieht sich der Herzmuskel nicht mehr ausreichend zusammen und wirft nicht mehr genug Blutvolumen aus, um den Blutdruck aufrechtzuerhalten. Der Kreislauf kommt zum Erliegen und versorgt auch die unblockierten Herzkranzgefäße nicht mehr mit genug Sauerstoff.
Beim NSTEMI werden die Gefäße nicht vollständig verschlossen oder nur ein sehr geringer Teil der feinen Verästelungen, sodass die Erregungsweiterleitung für den Herzschlag weiterhin leicht vermindert funktioniert. Daher sind im EKG keine oder nur geringe Veränderungen erkennbar, obwohl auch hier Herzzellen absterben.
Herzinfarkt bei Frauen: Zahlen & Daten
Jährlich erkranken in Deutschland 350.000 – 400.000 Menschen an einem NSTEMI und 30.000 an einem STEMI. 35% aller Fälle von Myokardinfarkten führen innerhalb der ersten 28 Tage zum Tod, ein Viertel davon bereits vor dem Erreichen des Krankenhauses. 20.000 der Verstorbenen sind Frauen.
Die Statistik, die besagt, dass Männer auch doppelt so häufig wie Frauen einen Herzinfarkt erleiden, ist mit Vorsicht zu genießen. Da ein Herzinfarkt bei Frauen wesentlich seltener erkannt wird, ist auch die Diagnoserate verfälscht.
Frauen erkranken aber im Durchschnitt nachweislich später als Männer, denn ihr Östrogen schützt vor der Plaquebildung. Nach der Menopause jedoch steigt ihr Herzinfarktsrisiko deutlicher an als bei Männern in demselben Alter.
Herzinfarkt bei Frauen – Symptome
Symptome im Überblick:
- Druck- oder Engegefühl in der Brust
- Brustschmerz
- Oberbauchschmerzen
- Kurzatmigkeit bis Atemnot
- Übelkeit oder Erbrechen
- Schweißausbruch
- Ziehen in den Armen
- Unerklärliche Müdigkeit
Frauen verspüren oft unspezifischere Symptome als Männer. Für sie sind Oberbauchschmerzen sehr markant, die sie aber oft fälschlicherweise mit Menstruationsbeschwerden oder Magenverstimmungen erklären. Diese Körperregion ist bei Frauen stärker durchblutet als bei Männern, daher spüren sie dort auch Kreislaufprobleme eher.
Für Aufsehen sorgte 2018 ein Artikel, in dem John Guillebaud, Professor am University College London, die Schmerzen bei Endometriose in die Nähe der Schmerzen bei einem Herzinfarkt rückte.
Während dies noch nicht weiter belegt ist, ist es jedoch eine weitere Theorie dafür, dass Frauen ihre Symptome häufiger missachten. Über 20% aller Frauen leben mit starken Regelschmerzen und sind daher an Schmerzen im Unter- und Oberbauchbereich gewöhnt.
Mit Kurzatmigkeit und dem Gefühl von Luftnot reagiert der Körper auf die Meldung des Sauerstoffmangels. Er versucht durch schnelleres, tieferes Atmen eine höhere Konzentration des Sauerstoffs im Blut zu erreichen und damit die Versorgung zu kompensieren.
Auf jeden Fall den Notruf betätigen, sollten Sie bei plötzlich auftretenden Schmerzen im Brustkorb, Oberbauch oder zwischen den Schulterblättern, die bis zur Todesangst gehen.
Genderbias in der Medizin: Herzinfarkte bei Frauen
Frauen sind in medizinischen Studien als Versuchsgruppe stark unterrepräsentiert. Als Folge dessen sind Erkenntnisse und Therapien auf den durchschnittlichen männlichen Körper geeicht und damit auch auf dessen Anatomie und Hormonspiegel.
Genderspezifische Unterschiede in der Symptomatik, aber auch in Erkrankungsalter, -dauer und -schwere werden erst in jüngerer Zeit wahrgenommen und gelehrt. Dies führt nicht nur zu Fehldiagnosen, sondern auch zu falscher Dosierung von Medikamenten und Fehlern in der Behandlung. Frauen werden bei Notfällen um bis zu eine Stunde später im Krankenhaus eingeliefert, häufiger misdiagnostiziert und auch später behandelt.
Hinzu kommt, dass Frauen eher zögern, den Rettungsdienst zu rufen oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Ihre gesellschaftliche Rolle kann noch stark davon geprägt sein keine Umstände zu machen, und sich nicht wichtig zu nehmen. Besonders alleinstehende, ältere Frauen sind daher hoch gefährdet, ernsthafte Erkrankungen unbehandelt zu lassen.
Herzinfarkt bei Frauen – Risikofaktoren
Der größte Risikofaktor für Frauen ist leider unvermeidlich: Die Menopause. Durch die Hormonschwankung und dem anschließend veränderten Östrogenspiegel steigt die Gefahr einer Plaquebildung.
Dicht dahinter steht ein ungesunder Lebenswandel. Darunter zählen Übergewicht, Rauchen und ungesunde Ernährung. Diese drei Risikofaktoren erhöhen die Gefahr einer Plaquebildung und schwächen das Herz, wodurch es kleinere Verschlüsse schlechter kompensieren kann.
Psychosozial Belastung und Stress greifen nicht nur metaphorisch das Herz an, sondern haben konkrete Auswirkungen auf die Zellen und können zum Beispiel chemische Prozesse stören und Herzrhythmusstörungen verursachen.
Ein hoher Blutzucker schädigt die Zellstruktur im Körper, so auch Herzzellen und die Wände von Blutgefäßen, was wiederum eine Plaquebildung begünstigt. Wenn Sie mit Diabetes leben, müssen Sie daher auch aus diesem Grund streng auf Ihren Zuckerspiegel achten.
Herzinfarkt-Behandlung
Bei einem Herzinfarkt dürfen Sie keine Zeit verlieren. Nehmen Sie Ihre Symptome ernst und zögern Sie nicht, auch bei einem bloßen Verdacht Hilfe anzufordern.
Eigene Sofortmaßnahmen
Wenn Sie Symptome verspüren, die auf einen Herzinfarkt hindeuten, sollten Sie umgehend die Notfallnummer 112 anrufen. Setzen Sie sich aufrecht hin, um die Atmung zu unterstützen und vermeiden Sie Anstrengungen wie Gehen und Treppen steigen. Verschlechtert sich Ihr Zustand, legen Sie sich so auf den Boden, dass um Sie genug Platz zum Arbeiten für den Rettungsdienst bleibt.
Hat eine Frau in Ihrer Gegenwart Symptome eines Herzinfarktes, seien Sie für den schlimmsten Fall reanimationsbereit. Bewahren Sie möglichst Ruhe, bleiben Sie am Telefon und in Verbindung mit der Einsatzleitstelle. Diese wird Sie durch alle Schritte leiten. Idealerweise liegt Ihr letzter Erste-Hilfe-Kurs auch nicht mehr als zwei Jahre zurück.
Was in der Klinik oder beim Rettungsdienst passiert
Wie für viele andere Krankheitsbilder gibt es für den Myokardinfarkt eine Leitlinie, die den Ablauf der Behandlung genau vorgibt.
Der Rettungsdienst schließt sie sofort an das EKG an, um Ihre Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und den Zustand der Erregungsweiterleitung zu bestimmen. Er legt ihnen eine Nadel in die Hand, um über eine Kochsalz-Infusion Medikamente direkt ins Blut geben zu können.
Haben Sie eine Sauerstoffsättigung von unter 90%, werden Sie auch Sauerstoff über eine Maske erhalten. Das unterstützt die Versuche Ihres Körpers, die Mangelversorgung der Zellen mit einem größeren Sauerstoffangebot im Blut zu kompensieren.
Eine Notärztin oder ein Notfallsanitäter verabreicht Ihnen Acetylsalicylsäure, was Sie zum Beispiel als Aspirin kennen. Diese wirkt gegen die Thrombozyten, sodass weder der schon existierende Thrombus vergrößert wird noch die Gefahr von weiteren Thromben besteht.
Gegen die Schmerzen erhalten Sie anschließend Morphin oder Fentanyl, zwei sehr hochwirksame Schmerzmittel.
Mit Glyceroltrinitrat, das ihnen unter die Zunge gesprüht wird, senkt man Ihre Vorlast. Das meint, dass Ihrem Herzen durch Erweiterung der venösen Gefäße und somit Senkung des Blutdrucks die Pumptätigkeit erleichtert wird.
Im Krankenhaus wird man versuchen, den Thrombus aufzulösen und so den Blutdurchfluss wieder herzustellen. Liegt der STEMI weniger als 120 Minuten zurück, kann man bei Ihnen im sogenannten Herzkatheterlabor einen operativen Eingriff durchführen. Ist mehr Zeit vergangen, versucht man meist mithilfe von Medikamenten den Thrombus aufzulösen.
Bei jedem Verdacht auf einen Herzinfarkt wird die Troponin-Konzentration im Blut gemessen. Troponinpeptide werden durch den Herzzelltod ins Blut abgegeben, bei einem Myokardinfarkt ist dieser Wert also erhöht.
Da Troponin aber auch durch den natürlichen Abbau von Zellen im Blut zu finden ist, wird nach 3 bis 6 Stunden der Test wiederholt. Maßgeblich ist der Unterschied zwischen den Testergebnissen. Ein gravierender Anstieg bestätigt dann die Verdachtsdiagnose.
Herzinfarkt vorbeugen
Um einem Herzinfarkt vorzubeugen, helfen schon simple Veränderungen im Alltag.
Leichte Bewegung in Form von täglichen Spaziergängen an der frischen Luft wirkt sich positiv auf den ganzen Körper und die mentale Gesundheit aus. Das senkt den Blutdruck, regt Durchblutung und Stoffwechsel an und fördert die Beweglichkeit und Belastbarkeit der Gelenke.
Stressabbau sorgt rundherum für eine langfristig bessere Gesundheit. Dabei ist sehr individuell, was als Entspannung empfunden wird, sei es Yoga, grüner Tee oder die Hobby-Imkerei. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischen, nährstoffreichen Lebensmitteln ergänzt das Gesamtpaket.
Auch ein intaktes Sozialleben, das die eigenen Bedürfnisse erfüllt, wird in immer mehr Studien als bedeutender Faktor für langanhaltende körperliche und mentale Gesundheit nachgewiesen.
Insgesamt sollten Sie Ihren Körper gut kennen und auf ihn hören. Absolvieren Sie nicht nur regelmäßige Check-Ups beim Arzt mit Überprüfung des Blutdrucks, sondern sichern Sie Ihre Gesundheit durch regelmäßiges Beobachten und Abtasten des eigenen Körpers ab.

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