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Appetitlosigkeit bei alten Menschen: Ursachen und Appetitanreger

Mit steigendem Alter scheint der Appetit zu sinken. Dieses Phänomen begegnet pflegenden Angehörigen sehr oft. Die Ursachen dafür können zahlreich sein, die Folgen aber auch ernst. Denn bei zu starkem Verlust des Hungergefühls ist das Risiko hoch, dass keine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen mehr stattfindet. Sie sollten den abnehmenden Appetit daher durchaus ernst nehmen und Maßnahmen ergreifen, um den Hunger wieder anzuregen und die Freude am Essen wiederzuerlangen.

Ursachen von Appetitlosigkeit

Physiologische Veränderungen im Alter

Mit zunehmendem Alter reduziert sich die Geschmacksempfindlichkeit, was sich sowohl beim Riechen als auch beim Schmecken bemerkbar macht. Denn die Anzahl der Geschmacksknospen nimmt im Laufe des Lebens ab, sodass Senioren durchschnittlich nur noch knapp 2.000 Geschmacksknospen besitzen, während bei der Geburt 10.000 Knospen vorhanden sind. Diese Geschmacksknospen erneuern sich in etwa alle 10 Tage, was jedoch auch durch diverse Einflüsse verlangsamt oder ganz gestört sein kann. Tatsächlich liegt laut einer US-amerikanischen Studie bei über 60 % der 65- bis 80-Jährigen eine Störung des Riechens oder Schmeckens vor, während es bei den unter 60-Jährigen gerade mal 3 - 7 % betrifft.

Auch Zinkmangel kann eine Ursache für eine verminderte Geschmacksempfindlichkeit sein, denn Zink ist auch Bestandteil der Reparatur- und Produktionsprozesse von Geschmacksknospen. Dieser Mangel ist meist Folge einer einseitigen, ungenügenden Ernährung oder chronischer Darmerkrankungen oder Nebenwirkung eines Medikaments wie Magensäureblockern.

Auch langjähriges Rauchen und anhaltender Alkoholkonsum wirkt sich stark negativ auf die Funktion und Bildung von Geschmacksknospen aus. 

 

Gesundheitliche Gründe

Appetitlosigkeit oder Geschmacksverlust sind eine Nebenwirkung vieler Medikamente gegen alterstypische Erkrankungen. Bestimmte Diuretika, Mittel gegen Bluthochdruck und lithiumhaltige Antidepressiva wirken sich auf unterschiedliche Art auf den Appetit oder das Hungergefühl aus.

Aber auch manche Krankheiten hemmen direkt den Appetit oder Hunger oder setzen die Geschmacksempfindlichkeit herab. Besonders typisch ist dies für Diabetes mellitus, gerade in Kombination mit Adipositas aufgrund von übermäßigem Essens. Denn einerseits zerstören die Krankheiten Zellen wie Nervenzellen, die für die Übertragung der Wahrnehmung von Riechen oder Schmecken zuständig sind, aber auch die Geschmacksknospen selbst. Hinzu kommt, dass bei ständigem Essen, also der ständigen Wahrnehmung von Geschmack, subjektiv die Empfindlichkeit für die Geschmacksunterschiede sinkt. 

Gerade Riechstörungen sind aber auch ein typisches Symptom von neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer, Demenz-Erkrankungen oder Morbus Parkinson. Diese Krankheiten nehmen im Alter zu und verschlechtern so auch die Symptomatik.

Ein oft unterschätzter Faktor im Alter ist das Problem der Mundhygiene. Oft wird das Zähneputzen und das Pflegen des Zahnfleisches mit dem Zahnersatz vernachlässigt, weil man es für nun unwichtiger hält, demenzielle Erkrankungen vorliegen oder motorische Einschränkungen die Körperpflege allgemein erschweren. Jedoch begünstigt dies schmerzhafte Zahnfleischentzündungen, die das Kauen erschweren und sogar das Hungergefühl überdecken können.

Neben Zahnschmerzen oder schmerzendem Zahnfleisch sind auch Schluckbeschwerden im Alter kein ungewöhnlicher Grund für eine geringere Essensaufnahme bei pflegebedürftigen Personen. 

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Psychologische und soziale Faktoren

Einsamkeit ist ein verbreitetes Problem unter älteren Menschen, insbesondere wenn sie alleine leben, weil der Partner verstorben ist oder die Kinder und Enkel weiter weg wohnen und die sozialen Kontakte abnehmen. Wenn Menschen sich einsam fühlen, kann dies aber zu einer geringeren Motivation führen, Mahlzeiten zuzubereiten und einzunehmen. Denn oft bedeutete Essen immer soziale Aktivität, ob in der Mittagspause der Arbeit, abendliche Verabredungen mit Freunden oder das Essen mit der ganzen Familie.

Der Verlust von Angehörigen oder Freunden ist eine schmerzhafte Erfahrung, die jedoch häufig im Alter auftritt. Das daraus resultierende Fehlen solcher sozialen Interaktionen kann dazu führen, dass Senioren das Interesse an Essen verlieren und Mahlzeiten als wenig bedeutungsvoll empfinden oder auch als schmerzhafte Erinnerung an den Verlust dieser sozialen Situationen.

Das führt nicht selten zu Depressionen im Alter, die neben den emotionalen Auswirkungen dann auch krankheitsbedingt den Appetit beeinflussen. Dabei führt Depression zu gestörtem Essverhalten, das sowohl Appetitlosigkeit wie auch unkontrolliertes Essen umfasst. Bei einigen älteren Menschen kann die Depression zudem den subjektiven Wunsch nach Nahrungsaufnahme verringern und somit zu drastischem Gewichtsverlust führen.

Darüber hinaus können diverse Veränderungen im sozialen Umfeld, wie der Umzug in ein Pflegeheim oder der Verlust der gewohnten Umgebung, zu Appetitlosigkeit führen. Ältere Menschen sind oft stark mit ihrem vertrauten Umfeld verbunden, und Veränderungen in ihrer Lebenssituation können zu Stress und Unsicherheit führen. Der damit einhergehende emotionale Stress ist besonders bei kognitiven Erkrankungen so hoch, dass die Angst das Hungergefühl geradezu wegdrängt. Deshalb ist es sehr wichtig, gerade bei Senioren, die sich einsam fühlen, frühzeitig auf die mentale Gesundheit zu achten.

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Den Appetit wieder anregen

Ernährungsumstellung

Um einem Nährstoffmangel vorzubeugen, ist eine ausgewogene Ernährung gerade bei Senioren, die von Appetitlosigkeit geplagt sind, unerlässlich. Vielen Ursachen von Appetitlosigkeit können Sie kreativ begegnen. Wenn die Geschmacksempfindlichkeit abnimmt, geschieht dies nicht linear, sondern betrifft nach und nach die verschiedenen Arten von Geschmacksempfinden – saure und bittere Geschmackskomponenten werden meist zuerst nicht mehr stark wahrgenommen, während das Empfinden von „süß“ noch lange vorhält.

Wenn Sie dies bei der Zubereitung des Essens beachten, können Sie den Menüplan so ausrichten, dass einerseits ausreichend Nährstoffe enthalten sind, aber andererseits die Mahlzeiten auch noch weitestmöglich genossen werden. So stellt sich wieder Freude am Essen ein und dadurch auch automatisch der Appetit.

Tricksen Sie zudem ruhig ein wenig: Nahrhafte, kalorienreiche Mahlzeiten verschaffen ausreichend Energie auch bei kleineren Portionen. Wichtig ist dabei aber immer, dass Sie nicht zugunsten eines „mehr“ auf den Aspekt von gesundem Essen verzichten!

Ein großer Punkt ist auch die regelmäßige und ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit. Dies ist in höherem Alter für viele Menschen ein Problem, da sie aus Scham bei Inkontinenz bewusst weniger trinken oder durch eine demenzielle Erkrankung das Durstgefühl nicht als Warnsignal ausreicht. 

Nicht nur entstehen dadurch teilweise gravierende gesundheitliche Probleme, sondern auch die anfänglichen Symptome wie Mundtrockenheit und zunehmende Verwirrung setzen das Hungergefühl herab oder überstrahlen den Appetit. Auch hält ausreichend Flüssigkeit den Darmtrakt gesund, der entscheidend zum Hungergefühl beiträgt.

Förderung des sozialen Aspekts beim Essen

Senioren haben oft jahrzehntelang Essen in der Gemeinschaft erlebt, ob in der Mittagspause auf der Arbeit oder beim familiären Abendessen. Die Einsamkeit, die mit dem Verlust dieser Gemeinschaft kommt, hemmt auch das Hungergefühl. Entsprechend groß ist die Wirkung, wenn Mahlzeiten nicht nur als eine schnelle Aufnahme von Nährstoffen betrachtet werden, sondern als soziale Funktion.

Die moderne Welt bietet dafür eine Vielzahl von Möglichkeiten. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen Senioren in ihrem Zimmer im Pflegeheim isoliert für sich aßen. In Senioren-WGs, betreuten Wohneinrichtungen oder auch Seniorentreffs wird gemeinsam gekocht und gegessen, um der Appetitlosigkeit zu begegnen und die Freude am Essen wieder anzuregen.

Auch pflegende Angehörige können eine solche Motivation aufbauen, indem Sie die pflegebedürftige Person schon bei der Zubereitung der Mahlzeiten je nach motorischen und geistigen Fähigkeiten einbeziehen. Das sorgt nicht nur für eine Beschäftigung mit dem bevorstehenden Essen und damit eine gesteigerte Lust, sondern gibt gleichzeitig Ihren Angehörigen auch das wichtige Gefühl, gebraucht und gesehen zu werden. Dies wirkt gegen Depressionen und Ängste und löst Anspannungen, die das Hormonsystem mit Adrenalin fluten und so den Hunger unterdrücken.

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Verbesserung des Geschmackserlebnisses

Gerade bei sinkender Geschmacksempfindlichkeit lohnt sich der Griff in die Gewürzkiste. Nicht nur können Sie ruhig stärker würzen, es bietet sich auch die Möglichkeit, mit Geschmack zu experimentieren und neu zu entdecken. Frische Kräuter aus dem Garten bieten neue Aromen und Texturen, die neben dem Geschmack die Sinne vielfältig anregen. Das hebt den Appetit und macht Lust auf Essen.

Auch gilt die Volksweisheit „Das Auge isst mit“ besonders bei Appetitlosigkeit. Eine hübsch angerichtete Mahlzeit lässt Ihnen buchstäblich das Wasser im Mund zusammenlaufen. Zudem sorgt Dekoration und Anrichten für eine längere Beschäftigung mit Ihrer Mahlzeit, sodass sich Ihr Körper in Vorfreude auf das Essen einstellen kann. 

Körperliche und geistige Auslastung

Bewegung an der frischen Luft regt den Appetit an. Diese Jahrhunderte alte Weisheit hat einen wahren Kern, doch viele Senioren achten im Alltag nur wenig darauf. Dabei ist etwas alltägliche Bewegung in jeder Hinsicht gut für die Gesundheit und daher absolut empfehlenswert. Kurze Spaziergänge kurbeln die Verdauung an und sorgen so auch für ein ausgewogenes Hungergefühl. 

Ebenso ist geistige Auslastung gut für den Appetit. Denn Sie verbrennen auch Energie beim puren Denken und versetzen Ihr Gehirn zudem in einen guten Wechsel von Aktivität und Entspannung.

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