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Ulcus Cruris - chronische Wunden: Ursachen und Behandlung

Ulcus Cruris, auch bekannt als „offenes Bein“, erscheint auf den ersten Blick wie eine alltägliche Verletzung am Bein, ist jedoch eine herausfordernde und die Betroffenen sehr belastende ernsthafte Erkrankung. Denn die hartnäckigen Geschwüre verursachen nicht nur physische Beschwerden wie Schmerzen und Juckreiz, sondern beeinträchtigen massiv die Lebensqualität.

Doch wie entsteht eine solche chronische Wunde und welche Behandlungsmöglichkeiten bieten sich Betroffenen? 

Was ist Ulcus Cruris?

Eine Ulcus Cruris ist eine chronische, schlecht heilende Wunde, die aufgrund einer Durchblutungsstörung entsteht. Allgemein nennt man sie auch „offenes Bein“, da sie fast ausschließlich am Unterschenkel auftritt. Das Geschwür reicht bis in die tieferen Gewebeschichten und kann auch bis zum Absterben der Haut fortschreiten. Die Wunde ist schmerzhaft und verursacht Juckreiz, was die Heilung zusätzlich erschwert.

Die Ursachen von Ulcus Cruris sind vielfältig, basieren in der Regel aber auf einer Durchblutungsstörung und einer daraus folgenden Wundheilungsstörung. Betroffen sind meist ältere Menschen und Menschen mit einer Gefäßerkrankung wie Veneninsuffizienz oder verstopften Arterien.

Die Diagnose und Behandlung von Ulcus Cruris ist langwierig und kann sich über Jahre strecken. Dabei ist die Therapie selten linear, sondern geprägt von guten und schlechten Heilungszeiten oder auch teils rapiden Verschlechterungen der Wunde. Betroffene müssen sich daher auf eine sorgfältige, erschöpfende Behandlung einstellen, weswegen auf eine psychosoziale Begleitung nicht verzichtet werden sollte. Je früher jedoch ein Geschwür erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen, dass sich eine Wunde wieder schließt. 

 

Ursachen von Ulcus Cruris

Eine chronische Wunde wie die Ulcus Cruris kann sich an jedem Körperteil entwickeln, findet sich aber in der Regel im Bereich des Unterschenkels. Sie ist nicht nur außerordentlich schmerzhaft, sondern beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen insgesamt. Denn meist schränkt sie die Mobilität der Erkrankten ein, da Fortbewegung Schmerzen verursacht und die Wunde auch verschlimmern kann. Zudem bietet sie ein Einfallstor für Infektionen und ist durch den Anblick, aber auch den Geruch für viele mit Scham verbunden.

Man unterscheidet verschiedene Typen von Ulcus Cruris nach ihren Ursachen. Die drei häufigsten sind Ulcus Cruris Venosum, Ulcus Cruris Arteriosum und Ulcus Cruris Mixtum. 

Ulcus Cruris Venosum

Die Variante Ulcus Cruris Venosum ist die verbreitetste Art der Wundproblematik. Sie entsteht, wie der Name schon sagt, aus einer Durchblutungsstörung in den Venen, also in denjenigen Gefäßen, die zum Herzen führen. Wenn in den Beinen eine solche Veneninsuffizienz auftritt, führt dies zu hohem Druck in den Gefäßen. Denn nicht nur ist der Kreislauf gestört, auch wirkt bei aufrechter Haltung die Schwerkraft zusätzlich gegen die Strömung des Kreislaufes.

Die Folge sind Druckgefühl, das zur Schwellung wird, Entzündungen und schließlich die Bildung von Geschwüren. Daher leiden Betroffene oft schon vor dem Ausbruch der Ulcus Cruris Venosum an Ödemen, also Wassereinlagerungen, in den Beinen, Juckreiz und dem Gefühl von schweren, müden Beinen.

Die Hauptursache für die Venenerkrankung ist meist ein Zusammentreffen von Risikofaktoren wie langem Stehen oder Sitzen, Übergewicht, Bewegungsmangel und Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Über die Zeit schwächen diese Faktoren die Venenklappen, die für einen reibungslosen Kreislauf essentiell sind, wodurch sich das Blut zunehmend zurückstaut.

Ulcus Cruris Arteriosum

Die Ulcus Cruris Arteriosum ist seltener als die venöse Form, jedoch ebenso ernst zu nehmen. Sie tritt in den Arterien auf, also denjenigen Gefäßen, die vom Herzen wegführen. Diese Durchblutungsstörung kann aus einer Vielzahl von Blockaden oder Verengungen der Arterien entstehen, ist aber oft auf Ablagerung von Cholesterin und Kalk in den Gefäßen zurückzuführen. Daher gehört sie zu den sogenannten PAVK, den peripheren arteriellen Verschlusskrankheiten.

Da Arterien insbesondere für den Fluss des sauerstoffreichen Blutes zuständig sind, führt eine Blockade zu einer ernstzunehmenden Unterversorgung des Körpers. Risikofaktoren für Ulcus Cruris Arteriosum sind Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Rauchen.

 

Ulcus Cruris Mixtum

Unter Umständen kann Ulcus Cruris auch sowohl die venösen wie die arteriellen Gefäße betreffen und entsprechend unterschiedliche Symptome aufweisen. Diese Mischform, Ulcus Cruris Mixtum, ist daher sehr komplex und erfordert eine sorgfältige Diagnose, um die richtige Therapie einzuleiten.

 

Symptome von Ulcus Cruris

Da die Ulcus Cruris unterschiedliche Ursachen hat, sind auch die Symptome stark von der Variante abhängig. Sie alle weisen die namensgebende offene Wunde am Bein auf, deren Größe zwischen daumennagelgroß und großflächig den Unterschenkel einnehmend liegen kann und die als kleines Geschwür bis zu tiefer Läsion in Erscheinung tritt. Oft umgibt die Wunde verheilte und vernarbte Haut, aber auch abgestorbenes Gewebe oder ein gelblicher Belag.

Lokale Stellen, an denen sich Blut staut, wie bei einer Veneninsuffizienz, sind erwärmt und gerötet. Schwellungen, die sich als dicke Beine oder Knöchel zeigen, sind häufig anzutreffen. Sind sie als Ödeme schon stark fortgeschritten, kann man den sogenannten Fingertest durchführen: Dabei drückt man das Gewebe mit einem Finger etwas ein und registriert die Zeit, bis das Gewebe wieder durchblutet ist. Je stärker das Ödem, desto länger bleibt der Abdruck sichtbar und desto später zeigt sich die zurückkehrende Durchblutung. Blutmangel hinter einer Blockade zeigt sich hingegen durch kalte Haut und einen nur schwer ertastbaren Puls.

Viele Patienten klagen über Juckreiz oder ein brennendes Gefühl in der Nähe der Wunde und kratzen sich oft unwillkürlich, was jedoch den Schorf aufreißt und den Heilungsprozess stört. In einigen Fällen ist ein eitriger oder glasiger Ausfluss erkennbar, der dann oft unangenehm riecht und zudem den Wundverband tränkt und einen häufigeren Wechsel bedingt. 

 

Chronische Wunden therapieren

Wie jedes Wundmanagement ist bei Ulcus Cruris entscheidend, was die Wunde verursacht hat, wo sie liegt, wie sie verheilt und welche zusätzlichen Faktoren wie Vorerkrankungen, Begleiterkrankungen, Infektionsrisiken und individuelle Alltagshindernisse vorliegen. Auch variiert das Therapieziel von tatsächlicher Heilung bis zu einer Verhinderung von schlimmeren Zuständen. Daher ist wichtig, dass die Betroffenen selbst eng in die Therapieentscheidung eingebunden sind und somit auch diese Therapie mittragen und fördern können.

Wundreinigung und Verbandwechsel

Die Basis jeder Wundversorgung ist die Minimierung des Infektionsrisikos durch Säubern der Wunden und fachgerechten Verbindungen. Dies ist leider nicht selten unangenehm bis sehr schmerzhaft für die Erkrankten, da dies direkt an der Wunde geschehen muss und auch unter Umständen problematisches Gewebe direkt entfernt wird. Meist nutzt der Pflegedienst dafür eine spezielle Lösung, die Keime abtötet und krankes Gewebe abtrennt. So vermeidet man ein manuelles Abreiben der Wunde, das unweigerlich auch das umliegende, gesunde Gewebe schädigen würde.

Nach der Reinigung wird wieder ein Verband angelegt. Wichtig ist, dass dies durch Fachkräfte erfolgt, die in einer kontrolliert sterilen Umgebung arbeiten. Nur so kann verhindert werden, dass es während der Reinigung zu einer Infektion kommt, die sich dann ungehindert unter dem neuen Verband ausbreitet.

Der richtige Verband für eine chronische Wunde ist ebenfalls entscheidend. Er soll nicht nur die Wunde schützen, sondern auch die richtige Feuchtigkeitsbalance der Wunde aufrechterhalten und damit den Wundheilungsprozess fördern. Spezieller Wundverband nimmt Wundsekret auf, ohne die Wunde zu sehr der Luft abzuschnüren. Er wird daher von Ihrem Arzt speziell empfohlen.

Die Häufigkeit der Verbandwechsel ist individuell von den Erkrankten, der Schwere der Wunde und dem Verlauf der Wundheilung abhängig. Verläuft die Heilung nur schleppend, ist eine häufigere Therapie möglicherweise empfehlenswert.

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Kompressionstherapie

Eine Kompressionstherapie soll den Blutfluss in den Beinvenen verbessern, indem effektiv gegen die Schwellung gearbeitet und damit der Blutdruck unterstützt wird. Sie wirkt daher besonders gut gegen die Form Ulcus Cruris Venosum.

Spezielle Kompressionsstrümpfe oder -verbände üben dabei starken Druck auf das Gewebe aus, um die Einlagerung von Flüssigkeit zu verhindern. Außerdem entlasten sie die Venenklappen, da durch den äußeren Druck die Venen sich nicht so weit ausdehnen können und damit kaum noch Verlust des Blutdruckes entsteht.

Eine Kompressionstherapie wird von Ihrem Arzt verordnet, der den geeigneten Grad der Kompression auswählt. Diese fachkundige Expertise ist unbedingt notwendig, da zu viel Druck das Gewebe zusätzlich schädigen kann, zu wenig Druck aber kaum Hilfe liefert. Ebenso kann der Druck auf die Wunde sehr unangenehm sein oder auch den Schmerz lindern, weswegen die Entscheidung für eine Kompressionstherapie unbedingt gemeinsam getroffen werden muss. In vielen Fällen gibt es eine Bezuschussung für Kompressionsstrümpfe von der Krankenkasse.

Psychosoziale Unterstützung

Eine chronische Wunde belastet die Betroffenen sehr, da sie im Alltag oft sehr präsent ist. Ob ständiger Juckreiz, Einschränkungen der Mobilität oder auch unangenehme, kaum vermeidbare Folgen wie Geruch oder Anblick der Wunde - die Lebensqualität leidet unter Ulcus Cruris sehr. Um die mentale Gesundheit zu fördern und keine Depression zu entwickeln, ist ein Konzept für die psychosoziale Unterstützung wichtig als Teil der Therapie.

Die Erkrankten lernen so, ihren Alltag mit dem Geschwür und den Erfordernissen der Therapie zu gestalten und einen Umgang mit der Krankheit zu erarbeiten. Dies kann das soziale Umfeld mit einbeziehen, um den Betroffenen Sorgen abzunehmen und Isolation vorzubeugen.

Chirurgische Eingriffe und alternative Verfahren

Wenn die Wundreinigung durch zu viel infektiöses oder abgestorbenes Gewebe erschwert ist, kommt ein chirurgischer Eingriff zum Entfernen der Gewebefetzen infrage. Dies geschieht unter lokaler Betäubung oder auch Vollnarkose, wenn die Größe der Wunde dies erfordert. Behutsam trägt ein Arzt dann die erkrankten Gewebeteile ab.

Liegt die Ursache tiefer und ist operativ zu beheben, kann dies der Wundheilung ebenfalls dienen. Gerade eine Arterienverstopfung bei Ulcus Cruris Arteriosum kann in der modernen Medizin vorsichtig entfernt werden. Ist sie rechtzeitig erkannt, kann dies auch dazu beitragen, dass ein begonnenes Geschwür ausheilt und somit keine Wunde sich chronifiziert.

Ähnlich der chirurgischen Wundreinigung greifen ausgebildete Fachkräfte in manchen Fällen auf eine sanftere Entfernung von totem Gewebe durch Maden zurück. Diese fressen ausschließlich das tote Gewebe und säubern so die Wunde effizient und schonend. Diese Behandlung soll nicht schmerzen, ist für einige aber nur schwer vorstellbar und ruft Ekel hervor.

Medikamente

Oft wird die Therapie durch Medikamente unterstützt. Besonders Schmerzmedikamente spielen eine große Rolle für viele Betroffene, um die Therapie überhaupt zu ermöglichen. Hinzu kommt die medikamentöse Versorgung der Ursachen und Begleiterscheinungen wie Störung der Durchblutung, Bluthochdruck oder Cholesterinsenkung.

Hier wägt Ihre Ärztin individuell Ihre Risikofaktoren, vorliegende Probleme und Nebenwirkungen ab. Denn oft ist nicht allein eine Wunde wie Ulcus Cruris die Folge, sondern auch andere Erkrankungen, die wiederum andere, teils konträre Therapien erfordern. So wird einer Durchblutungsstörung in der Regel mit einem blutverdünnenden Medikament begegnet, das allerdings wieder die Wundheilung stark erschwert. Gerade deswegen sollte jede Einnahme auch von rezeptfreien Medikamenten immer ärztlich abgesprochen werden, um den Therapieerfolg nicht zu schmälern.

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