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Multiple Sklerose - Symptome, Behandlung & Lebenserwartung

Multiple Sklerose ist eine Krankheit, deren Name weithin bekannt ist, unter der sich aber viele nichts vorstellen können. Die Nervenerkrankung hat besonders in den letzten Jahren einen immensen Fortschritt in der Forschung verzeichnet, die der Therapie, aber auch der Ursachenforschung zu Gute kommen.

Was bedeutet es daher, heutzutage mit Multipler Sklerose diagnostiziert zu werden, und welche Therapiemöglichkeiten bieten sich bereits?

 

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, also eine Störung des Immunsystems, bei der die eigenen Körperzellen als fremd erkannt und angegriffen werden. So bilden sich Entzündungen an Punkten des zentralen Nervensystems, also dem Gehirn und dem Rückenmark. Die T- und B-Lymphozyten, die die Immunantwort auf die Entzündung vorrangig enthalten, zerstören dort die Umhüllung der Nervenfasern. Die Anzahl solcher Entzündungsherde ist sehr verschieden und kann auch von Schub zu Schub variieren. Meist wirkt die Anzahl der Herde auch auf die Schwere der Symptome ein, dies muss aber nicht immer sein.

An den Entzündungsherden wird die Nervenleitung gestört, sodass die elektrischen Impulse nur noch verlangsamt oder auch zeitweise gar nicht mehr weitergegeben werden. An der Stelle bildet sich im Anschluss meist unflexibles Narbengewebe, das als Sklerosierung bezeichnet wird, „Verhärtung des Gewebes“. Dieses wirkt dann chronisch auf die Nervenbahn ein.

Multiple Sklerose verläuft in unregelmäßig auftretenden Schüben, zwischen denen auch eine jahrelange symptomfreie Zeit liegen kann. Ein Therapieziel ist daher das Aufschieben dieser Schübe und Verlängerung der beschwerdefreien Zeit, um den Verlauf hinauszuzögern. Denn die Krankheit ist nicht heilbar und verschlechtert sich typischerweise 10 bis 15 Jahre nach den ersten Symptomen. Dann bleiben die Symptome aus den Schüben dauerhaft.

Die meisten Betroffenen zeigen zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr die ersten Anzeichen der Erkrankung, selten auch schon im Kindes- oder Jugendalter. MS ist damit die häufigste Nervenerkrankung unter jungen Erwachsenen, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Weltweit schätzt man eine Betroffenenzahl von 2,8 Millionen Menschen, die allerdings nicht gleichmäßig regional verteilt sind, sondern mit zunehmender Nähe zum Äquator seltener erkranken. In Deutschland gibt es mehr als 280.000 Erkrankte, zu denen etwa 15.000 Neudiagnosen pro Jahr hinzukommen. Da mit der erfolgreichen Forschung die Lebenserwartung von MS-Erkrankten deutlich angestiegen ist, gilt Multiple Sklerose heute nicht mehr als zwangsläufig lebensverkürzend und muss auch nicht in einer Schwerstbehinderung enden.

 

Multipler Sklerose Symptome

Die Symptome von Multipler Sklerose sind sehr individuell und können sich auch von Schub zu Schub unterscheiden. Dies hängt an der Zufälligkeit der Entzündungsstelle, die dann eine spezifische Nervenfaser beeinträchtigt. Bislang ist auch kein Zusammenhang bekannt, dass bereits vorher betroffene Stellen ein höheres Risiko für eine erneute Entzündung aufweisen.

Übersicht möglicher Symptome von Multipler Sklerose:

  • Empfindungsstörungen
  • Schwindel, Muskelzittern und Sprachstörung
  • Sehstörung
  • Muskellähmung
  • Störung der Blase und des Darms
  • Psychische Symptome

 

Dass die Symptome sehr unterschiedlich sein können und auch oft als Folge diverser anderer Erkrankungen verkannt werden, erschwert die Diagnose sehr und ist einer der Hauptgründe für die meist recht späte Diagnosestellung.

Empfindungsstörungen

Empfindungs- oder sensorische Störungen beginnen meist an den Finger- und Zehenspitzen. Dort breitet sich ein Taubheitsgefühl aus, dem ein Kribbeln folgt, wie es viele von einem eingeschlafenen Arm oder Bein kennen. Dies ist eine direkte Folge der verzögerten Weiterleitung der Nervenimpulse vom Gehirn zu den Muskeln und zurück. Eine weitere Folge ist eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber Temperaturen und Druck, da diese Rückmeldung an das Hirn ebenfalls unterbunden wird.

An den Gelenken kann ein Spannungsgefühl entstehen. Schmerzen, insbesondere bei Betätigung der Gelenke, sind nicht ungewöhnlich. Viele Betroffene berichten regelmäßig von dem sogenannten Nackenbeugezeichen, bei dem ein elektrisches Kribbeln oder sogar ein stechender Schmerz die Wirbelsäule hochjagt, wenn man den Kopf nach vorne beugt.

Sehstörung

Drei von vier Betroffenen klagen über wiederkehrende Sehstörungen und Augenschmerzen, die sich bei Bewegung der Augäpfel noch verschlimmern. Sie sehen unscharf oder wie durch einen Schleier, berichten von Beeinträchtigung des Farbsehens und Schwierigkeiten mit dem Erkennen von kleiner Schrift.

Ist die Entzündung schwer, sind Doppelbilder und Lichtblitze keine Seltenheit. Auch sind im Gesichtsfeld Ausfälle feststellbar, sogenannte schwarze Punkte. Oft werden diese aber von den Erkrankten kaum wahrgenommen, da das Gehirn dies noch lange ausgleichen kann. 

Muskellähmung

Das wohl bekannteste Symptom der MS ist die Muskellähmung, die temporär, aber auch dauerhaft auftreten kann, bis zur vollständigen Paralyse ganzer Körperteile. Zu Beginn und bei leichter Symptomatik ist diese Lähmung aber kaum spürbar und zeigt sich eher durch rasche Erschöpfung nach nur wenig Anstrengung und Bewegung im Alltag, einer Steifheit der Gelenke und Muskeln und dem Gefühl ständiger Angespanntheit. Teils kann es auch zu einer Gesichtslähmung kommen, wie sie auch bei einem Schlaganfall auftritt.

Die Lähmung von Muskeln ist nicht nur ein belastender Einschnitt in die Lebensqualität und Lebensführung der Betroffenen, sondern kann, je nach Stelle, auch sehr gefährlich sein. Treten z.B. beginnende Lähmungen der Atem- oder Schluckmuskulatur auf, muss rasch Unterstützung geschaffen werden.

Störung der Blase und des Darms

Blasenfunktionsstörungen betreffen zwei Drittel aller MS-Patienten. Während anfangs Schübe mit plötzlichem Harndrang vorherrschen, die auch Inkontinenz mit sich bringen können, ist im späteren Verlauf eher ein Harnverhalt problematisch.

Eine gestörte Verdauung aufgrund einer verminderten Darmtätigkeit oder sogar teilweiser Lähmung der Darmmuskulatur resultiert zudem häufig in Verstopfung. 

Schwindel, Muskelzittern und Sprachstörung

In den frühen Stadien leiden viele Betroffene an unspezifischen neurologischen Ausfällen wie an Schwindelgefühlen, die auch bis zur Übelkeit führen können. Dies zeigt sich auch in einem unsicheren, schwankenden Gangbild, das von Muskellähmungen noch verstärkt wird, und auch in Kopf- und Ohrenschmerzen.

Oft wird dieses Symptom als Erkältung, leichter Ohrinfektion oder Stressanzeichen abgetan und erst im Nachhinein als Zeichen für MS erkannt.

Aber auch Sprachstörungen und zitternde Hände, ähnlich der Parkinson-Krankheit, sind nicht ungewöhnlich. Da dies aber typische Symptome diverser anderer Erkrankungen sind, dauert die Diagnosestellung dadurch nicht selten lange an. 

 

Psychische Symptome bei Multipler Sklerose

Multiple Sklerose wirkt sich in verschiedener Weise auf die Psyche aus. Einerseits kann es durch Einwirkung auf bestimmte Hirnareale auch die Symptome psychischer Erkrankungen hervorrufen.

Andererseits ist aber auch die Diagnose selbst und die im Alltag spürbaren Auswirkungen der Krankheit ein ernst zu nehmender Faktor für die psychische Gesundheit. Nicht wenige leiden nach der Diagnose an depressiven Verstimmungen aufgrund der Angst vor dem weiteren Verlauf und der Sorge um die eigene Zukunft. Mit Verlauf der Krankheit kommen unweigerlich weitere Beeinträchtigung des Alltags, der Lebensführung und auch der Lebensqualität, die die mentale Gesundheit stark belasten können.  

 

Ursachen und Risikofaktoren von Multipler Sklerose

Die genaue Ursache von Multipler Sklerose ist noch immer unbekannt. Zuletzt gelang jedoch ein großer Durchbruch in der Forschung, als ein starker Zusammenhang mit einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus nachgewiesen werden konnte, der auch als Pfeiffersches Drüsenfieber bekannt ist.

Man ist sich sicher, dass eine genetische Komponente das Risiko erhöht. So haben Verwandte ersten Grades einer MS-Patientin eine zwanzig- bis dreißigfache höhere Wahrscheinlichkeit, ebenfalls an MS zu erkranken. Bei eineiigen Zwillingen liegt dieses Risiko nochmal deutlich höher.

Es ist noch unklar, ob eine MS-Erkrankung bereits genetisch angelegt ist und unter bestimmten Umständen ausbricht oder ob sie im Laufe des Lebens erworben wird. Ebenso hat die Forschung noch keine Antwort darauf, ob diese Veranlagung eine Auswirkung auf den Verlauf und den Schweregrad der Erkrankung hat.

Ein weiterer Risikofaktor für Multiple Sklerose ist neben Rauchen und Fettleibigkeit im Kindes- und Jugendalter vor allem ein niedriger Spiegel von Vitamin D3. Dieses entsteht durch die Einwirkung von Sonnenlicht auf die Haut, weswegen auch nah des Äquators signifikant weniger Menschen an MS erkranken als an den Polen.

 

Diagnose und Bedeutung der Früherkennung

Je früher die Diagnose MS gestellt werden kann, desto besser sind die Chancen auf eine möglichst lange, beschwerdefreie Zeit und folgenlose Schübe. Deswegen ist es wichtig, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen und Check-Ups durchzuführen. Denn die Therapie setzt vor allem auf das Aufschieben des Krankheitsverlaufs und das Abmildern der Symptome von Multiple Sklerose.

Die Diagnose erreicht die Betroffenen oft eher als Zufallsbefund denn als Bestätigung einer Verdachtsdiagnose, wenn sie aufgrund der Symptome bei einem Arzt vorstellig werden. 

Am Anfang der Diagnose steht die Anamnese, die das Auftreten der ersten Symptome umfasst, wodurch viele Betroffene den schleichenden Verlauf im Nachhinein erst erkennen und benennen können. Da die Symptome zu unspezifisch sind und oft auf alltägliche Ursachen wie Stress oder Erkältungsinfekte zurückzuführen sind, merken viele erst im Gespräch den Zusammenhang zwischen den Symptomen und der Verdachtsdiagnose MS.

Es folgen neurologische Untersuchungen der Reflexe, Hirnnerven, Empfindungen und der Muskelkraft. In der Magnetresonanztomographie (MRT) wird ein Bild von Hirn und Rückenmark erstellt, auf dem etwaige Entzündungen deutlich zu sehen sind. Zur Bestätigung wird noch auf eine Untersuchung des Liquor, also des Hirnwassers, zurückgegriffen, in dem bei jeder Entzündung des Nervensystems die Anzahl der Antikörper stark erhöht ist. Weiter können je nach Symptom auch noch Testungen der Sehnerven und Netzhaut folgen oder eine Computertomographie (CT) angefordert werden.

Die Diagnose stellt Ihre Ärztin nach den international anerkannten Diagnosekriterien nach McDonald. Jedoch können manchmal Jahre vergehen, bis eine Diagnose sicher festgestellt wird.

Lebensqualität und Lebenserwartung

Mit Multipler Sklerose ist heute für die meisten noch lange ein selbstständiges Leben in der gewohnten Lebensqualität möglich. Durch moderne Medizin und den ständigen Forschungsfortschritt ist, insbesondere bei früher Diagnose, keine Beeinträchtigung der Lebenserwartung mehr zu erwarten. Auch eine schwere Behinderung im hohen Alter ist dann nicht zwangsläufig gegeben.

Berufsausbildung und -tätigkeit muss durch MS nicht beeinflusst sein. Allerdings bildet es einen Grund für Nachteilsausgleiche in Ausbildung und Studium, wenn ein Schub vorliegt oder sich spezielle Erfordernisse ergeben, wie die Bevorzugung für einen Studienplatz in einer Stadt mit entsprechender neurologischer Versorgung.

Ein Hausnotrufsystem kann die Lebensqualität von Menschen mit MS erheblich verbessern. Es bietet Sicherheit und Schutz in Notfällen, fördert die Unabhängigkeit, entlastet Angehörige und erleichtert die medizinische Versorgung. Durch die schnelle Hilfe auf Knopfdruck können Betroffene länger in ihrem eigenen Zuhause bleiben und sich selbstständig fühlen. Dies trägt sowohl zur emotionalen Entlastung der Familie als auch der Patienten bei. Verschiedene Modelle, die von einer Basisversion des Hausnotrufs bis hin zu einem mobilen Notrufknopf mit Sturzsensor reichen, bieten für Betroffene in jedem Stadium der Krankheit die passende Lösung.

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Therapie von Multipler Sklerose - kann MS geheilt werden?

Multiple Sklerose kann nach jetzigem Stand nicht geheilt werden und auch nicht ein beschwerdefreies Leben sicherstellen. Da die Ursachen noch nicht vollends bekannt sind, ist auch Prävention nur in geringem Maße möglich. Jedoch kann man die Risikofaktoren minimieren, was sich auch positiv auf die Häufigkeit von Schüben auswirkt: mit dem Rauchen aufhören, den Vitamin-D-Spiegel kontrollieren und leicht erhöht halten, Sport treiben und auf eine ausgewogene Ernährung achten.

Die Therapie von akuten Schüben hemmt die Entzündung und lindert die jeweiligen Symptome. Sie richtet sich daher auch nach der jeweiligen Lokalisation des Herdes und kann Medikamente gegen Übelkeit, Schmerzen, Anspannung oder Durchblutungsstörung enthalten oder anderen Komplikationen vorbeugen. Zudem entscheiden sich viele Betroffene für eine regelmäßige Medikation, die die beschwerdefreie Zeit deutlich verlängert und somit den Verlauf weit aufschiebt, indem die Schübe Folgeschäden hinterlassen.

Die Ausgestaltung der Therapie richtet sich dabei individuell nach Alter, Geschlecht, Lebenssituation, Begleiterkrankungen, Vorerkrankungen und eigenen Wünschen. So sollte z.B. eine Schwangerschaft länger im Voraus geplant werden, um die Medikation zu der Zeit aussetzen zu können, und auch Urlaube oder Arbeit im Ausland erfordern zeitliche Organisation und gegebenenfalls auch das Einplanen von Impfungen in den Therapieplan.

 

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Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen haben für MS-Betroffene eine hohe Bedeutung. Hier werden nicht nur Erfahrungen geteilt, sondern sie sind eine wertvolle Anlaufstelle für Fragen zur Versorgung. Gerade nach einem Umzug oder in der Zeit nach der Diagnose finden hier Erkrankte Adressen der lokalen Arztpraxen, die sich auf MS spezialisiert haben, was ihnen Wege und Zeit erspart und einen wichtigen Beitrag zur selbstständigen Lebensführung leistet.

Hier finden auch viele Aspekte des alltäglichen Lebens Platz wie Fragen zu Schwangerschaft und Beziehung bei MS, Arbeitsfähigkeit, Probleme mit Versicherungen, Erfordernisse für Auslandsaufenthalte und neue Erkenntnisse aus der Medizin. In den Gruppen stärkt man sich gegenseitig, was sich nachweislich sehr positiv auf die mentale Gesundheit auswirkt.

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